per Anhalter durch Tibet

20 Jahre ist es her, und irgendwie zehre ich immer noch von dem Erlebten. Zumindest hin und wieder wird es in meinen Gedanken sehr lebendig. Damals bin ich von Karatschi, einer Küstenstadt in Pakistan mit knapp 15 Millionen Einwohnern, mit dem Zug in den Norden gefahren.

Per Bus und Lastwagen den Karakoram-Highway entlang bis zur chinesischen Grenze. Von dort ging es per Anhalter und LKW über Kashgar zum „Dach der Welt“ nach Tibet, am heiligen Berg der Buddhisten vorbei, dem Kailash und weiter bis nach Lhasa.

Von Kashgar nach Ngari – Westtibet

Westtibet konnte man offiziell nur von Lhasa aus bereisen und dann auch nur mit einem Guide und für viele hundert Dollar. Die Strecke von Kashgar aus war touristisches Sperrgebiet und mit einzelnen Checkpoints gesichert. Die chinesischen LKW-Fahrer haben sich die Mitnahme deshalb bezahlen lassen. Sie haben absolut keinen Grund, westliche Reisende einfach so in ein verbotenes Gebiet mitzunehmen.

Für die Strecke Kashgar nach Ngari, ca. 1300km, konnte ich mich nach einigen Fehlversuchen mit einem Fahrer auf angemessene 50 Dollar einigen. Ich hatte einen warmen Platz in einer verrauchten Fahrerkabine und mußte mich nur um die bekannten Checkpoints auf der Ladefläche zwischen Autoreifen verstecken.

Auf der gesamten Strecke waren hunderte LKWs unterwegs. Wir befanden uns auf einer wichtigen Handelsstraße nach Westtibet. Neben chinesischen Zivilisten gab es in Ngari auch einen Militärstützpunkt zu versorgen.

Wir fuhren Tag und Nacht. Zweimal steckten wir tagelang fest. Die Piste war wegen starker Regenfälle unpassierbar. Alle packten mit an, um die LKWs aus den Schlammlöchern zu ziehen.
Immer wieder blieben Trucks mit Motorschäden, gebrochenen Achsen oder zerstörten Getrieben liegen. Die Chinesen nahmen all das einfach so hin – es war ihr Alltag. Es würde schon immer wieder ein bisschen weitergehen.

Die Ladeflächen waren voll mit allen möglichen Baustoffen, Heizölfässer und Lebensmitteln, auch lebende Tiere. Eine komplette Ladung Schweine war an an Erschöpfung gestorben, auch Schweine bekommen die Höhenkrankheit.

Nach 3 Wochen kam ich in Ngari an und freute mich auf ein normales Bett. Von dort ging es zum Mount Kailash.

Mount Kailash

Kailash – der heilige Berg der Tibeter. Auf der traditionellen Umrundung traf ich viele Nomaden und Mönche.
Bis Lhasa waren es weitere 1500km, 2 Wochen mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Einmal war es ein Post-Truck. Mit dem fuhr ich ein paar hundert Kilometer auf staubigen Postsäcken in völliger Dunkelheit.

Als ich ausstieg, war ich kaum von den Säcken zu unterscheiden. Ein anderes Mal nahm mich ein deutsches Ehepaar mit. Sie waren auf einer Expedition vom Kailash zurück nach Lhasa unterwegs.

Zwischen Kailash und Lhasa

In dieser Region traf ich wieder häufiger Tibeter, die hier als Nomaden lebten. Sie zogen mit Sack und Pack auf ihren Yaks durchs Land zu ihren Weidegebieten. Sie leben ausschliesslich von ihren Yaks, die sie handeln und den Erzeugnissen aus Fell, Fleisch und Milch. Yakbutter und Käse ist sehr begehrt.

TIBET
TIBET

Lhasa

Der Potala Palast in Lhasa verströmt weithin eine besondere Magie. Hier prallen zwei Kulturen aufeinander, es ist als unterspüle die chinesische Propaganda beständig die mittelalterliche Theokratie des Buddhismus. Die Altstadt von Lhasa wird seit vielen Jahren Stein um Stein abgetragen für den chinesischen Städtebau.

Lhasa ist seit 2006 nicht mehr das Ziel vom „Dach der Welt“, das nur unter Strapazen und viel Zeitaufwand zu erreichen war.

Der Lhasa-Express fährt auf einer der höchsten Zugstrecken der Welt über 3500km durch China und das tibetische Hochland.

Ich werde sehen, ob es mich noch einmal in diesen Teil der Welt zieht. Momentan fühlt sich die Erinnerung gigantisch an.

per Anhalter über das Dach der Welt